Die alte Verlade-Rampe am Halber Bahnhof ist Geschichte und Neues ist aus ihren Abrissteilen entstanden. Die Ergebnisse der Kunstaktion „Transform“ sind ab 27. August im Esperanto-Bahnhof zu sehen, die Vernissage findet ab 17.45 Uhr statt – mit anschließendem Konzert mit der deutsch-sorbischen Singer-Songwriterin Lena Hauptmann, Gewinnerin des Deutschen Rock&Pop-Preises, und einer Tanzparty.
Insgesamt acht Künstler aus dem Landkreis Dahme-Spreewald und darüber hinaus wurden nach einer Ausschreibung ausgewählt, die sich in den vergangenen Wochen mit dem Material der Rampe beschäftigt haben. Die Rampe muss im Zuge des Umbaus des Bahnhofes zu einer internationalen Begegnungsstätte (Esperanto Stacio) einer Kläranlage weichen. Die Rampe hat für den Ort eine starke symbolische Kraft, die durch die Kunstaktion „Transform“ neu gedacht werden soll.
Andrea Grote aus Kleinmachnow hat sich von den vielen Geschichten rund um die Rampe inspirieren lassen: „Unzählige Waren, Militärfahrzeuge und Möbel wurden verladen, Kohle geliefert und Holz“, berichtet sie. „Die über hundert Jahre, die die Rampe am Bahnhof genutzt wurde, haben auf den unterschiedlich großen Pflaster- und Feldsteinen und auf dem Beton ihre Spuren hinterlassen, die mich in diesem Projekt interessieren.“ Die Größe und fest gebaute Form, der Raum, den die Rampe ehemals einnahm, verändert sich durch das Abtragen der Steine und den Abriss im Laufe der Zeit. „Diesen Prozess habe ich durch Fotos, Papierarbeiten sowie durch die Bearbeitung von Glas begleitet. Sichtbar wird, dass sich die Ordnung und Rasterung der gleich großen Pflastersteine zugunsten neuer, dynamischen Formensprache auflöst. Dieser Veränderungsprozess setzt neue Energien frei und verweist auf Zukünftiges“, sagt die Künstlerin.
Erivān Phumpiú stammt aus Lima/Peru und lebt heute in Eichwalde. „Halbe hat zweifellos eine sehr reiche Geschichte“, sagt er. „Ein Teil dieses Reichtums liegt auch in den kleinen Ereignissen, die jeder, der einmal dort gewesen ist, in Halbe erlebt hat.“ Beim Abrissfest vor einigen Wochen hat er sich einige Betonstücke mitgenommen. Diese Stücke waren die Werkzeuge, mit denen er etwas Neues schaffte: „Die Linien, die in die Oberfläche meines Arbeitsmaterials geritzt sind, verdanken ihre Existenz den scharfen Kanten dieser Betonbrocken, die wiederum aus dem Ende eines Ortes entstanden sind, welcher in Halbe so lange so nützlich und besonders gewesen ist.“
Überraschend vielfältig fand die Berliner-Mannheimer Künstlerin Gabriele Künne den Mix aus Stahl, Draht, Beton, Naturstein, Ziegel und Pflasterelementen, der einst in der Rampe verbaut wurde. Viele Betonbrocken zeigen an ihren Bruchstellen verschiedene Sprenkel und auch die Bemalung vom Abrisspartytag setzt Akzente. Die Skulpturen- und Objektkünstlerin baut ihr Werk direkt im Ausstellungsraum auf. Sie mag, sagt sie, offen assoziative Objekte. Sie möchte die neuen Verbindungen zwischen den Ausgangsteilen sichtbar lassen.
Hinweis: Der Eintritt zur Vernissage ist frei. Das Konzert ist aufgrund der beschränkten Platzkapazitäten im Kaiserbahnhof nur für geladene Gäste. Bei schönem Wetter kann man der Musik aber vom Garten aus zuhören. Die Veranstaltung findet gemäß der aktuellen Corona-Bestimmungen statt.